Der Vergaser-BLOG soll euch Probleme und Lösungen mit dem Vergaser aufzeigen. Einen Anspruch auf “ Vollständigkeit“ ist im Moment zuviel Verlangt bei dem umfassenden Thema und auch der Vielfalt von Vergaserprinzipien und Bauarten. Na gut – ein Anfang ist getan und der eine oder andere findet vielleicht ein paar Tipps oder neue Motivation mal wieder weiterzuschrauben.
Wenn der Motor zickt, keine Leistung hat oder unrund läuft muss nicht gleich schlimmes Ungemach drohen. Oft sind nur die Vergaser der Grund.
Wenn der Motor nicht rund läuft, Fehlzündungen hat, im Standgas abstirbt oder seine Leistung nur unwillig abgibt, deutet das auf Probleme bei der Gemischaufbereitung hin. Bevor Profis wie Wolfgang Schelbert aus Seeshaupt (www.wolfis-garage.de) jedoch an die Vergaser gehen, schließen sie erst einmal andere Ursachen aus. „Erst, wenn man Fehler bei Zündung, Spritversorgung, Elektrik oder Ventilspiel ausschließen kann, kommen die Vergaser oder deren Peripherie als Ursache in Betracht.“
Nur ein intakter Vergaser verspricht Leistung und Zuverlässigkeit.
Nun ist auch ein Vergaser dem allgegenwärtigen Verschleiß unterworfen und lange Standzeiten mag er ebenfalls nicht.
Die Kraftstoffreste zersetzen sich und hinterlassen einen zähen Belag, der Düsen und Kanäle verengt, verstopft. Drosselklappenlagerung, Schieber, Schiebernadel und Nadeldüse verkleben und verschleißen mechanisch.
Eine Reinigung im Ultraschallbad mit entsprechendem Reiniger und der Ersatz beschädigter oder verschlissener Teile bringt auch uralte Vergaser wieder dazu, ihren Dienst in erwarteter Weise zu versehen.
Mögliche Ursachen:
Probleme durch Ablagerungen
Viel Ärger bereitet darüber hinaus Dreck in den Schwimmerkammern. Die Ursachen sind vielschichtig, sie machen sich außerdem durch unterschiedliche Symptome bemerkbar. Bei Maschinen, die lange Zeit gestanden sind, ohne dass zuvor der Sprit aus den Schwimmerkammern abgelassen wurde, weisen diese und die darin befindlichen Düsenstöcke oft einen zähen bis festen, harzartigen Überzug auf. Diese Rückstände bilden sich, wenn im Lauf der Zeit das Benzin verdunstet. Sie setzen alle Düsen und Kanäle im Inneren des Vergasers zu und lassen sich selbst durch frischen Sprit nicht mehr lösen. Dann hilft nur noch eine gründliche Reinigung im Ultraschallbad. „Um festzustellen, ob ein Vergaser verharzt ist, schraubt man die Schwimmerkammer ab“, so Wolfgang. „Bei mehrzylindrigen Motorrädern gilt das für alle Vergaser. Es muss aber nicht jede Schwimmerkammer verharzt sein.“ So beispielsweise bei einem langen Dornröschenschlaf auf dem Seitenständer. Denn Kraftstoff fließt, wie jede Flüssigkeit, immer zum tiefstgelegenen Punkt ab. So verdunstet in der am tiefsten gelegenen Schwimmerkammer quantitativ der meiste Kraftstoff, hier können daher die Verharzungen besonders stark sein.
Probleme durch Korrosion
Doch selbst das Ablassen des Kraftstoffs vor langen Standzeiten hilft nicht immer. Stand das Motorrad nämlich an einem feuchten Ort, können die in der Regel aus Aluminium bestehenden Vergaser innen korrodieren. Typisches Merkmal sind weiße, pulverige Rückstände in der Schwimmerkammer. Wer den Motor dennoch startet, ohne die Rückstände zu entfernen, riskiert das Verstopfen der Düsen. „Bei nur leichter Alu-Korrosion im Inneren kann eine Reinigung im Ultraschallbad den Vergaser meist noch retten“, so Wolfgang. Bei fortgeschrittener Korrosion hat ein Vergaser aber nur noch Schrottwert. Klar, dass bei ersten Anzeichen von Alu-Korrosion ebenso die aus Stahl bestehenden Teile eines Vergasers, wie Nadeln, Unterlegscheiben oder Schwimmerachsen, auf Gammel untersucht werden.
Engpässe bei der Spritversorgung
Stirbt ein Motor in Fahrt einfach ab oder läuft nur noch ruckelnd, kann dies ein Hinweis auf eine Gemischabmagerung wegen eines verstopften Benzinhahns sein. Der Check ist simpel: Benzinschlauch abziehen und Hahn öffnen – fließt kein Kraftstoff in einer oder gar allen Stellungen des Benzinhahns, muss er ausgebaut und dessen Filter gereinigt werden. Ein Defekt am Hahn selbst ist eher selten. Meist sind es nur Ablagerungen oder Verschmutzungen, die den Kraftstoff-Fluss behindern. Findet man Schmutz im Filter oder in der Schwimmerkammer des Vergasers, kommt man um eine Tankreinigung nicht umhin. Dazu den Sprit ablassen und filtern, sofern er anschließend wieder eingefüllt werden soll. „Beim Schmutz im Kraftstoff handelt es sich in der Regel um Rost aus dem Tank“, weiß Wolfgang. „In diesem Fall genügt eine Reinigung des Spritbehälters nicht mehr. Um dauerhaft Ruhe zu haben, muss er fachgerecht entrostet und saniert werden.“
Verschleiß an Schieber und Düsennadel
Probleme bereitet mitunter der Schieber selbst, egal, ob es sich um einen Gleichdruck- oder Schiebervergaser handelt. Fehlt es insbesondere am ruhigen Standgas, könnte der Schieber zu viel Spiel haben. „Besonders betroffen sind hiervon Motorräder mit offenen Ansaugtrichtern, da der Staub in der ungefilterten Luft übermäßigen Abrieb am Schieber verursacht. Stellt man Spiel fest, muss der Schieber ausgebaut und auf Abriebstellen geprüft werden. Zeigt er tatsächlich Reibspuren, ist meist auch die Schieberführung im Vergasergehäuse beschädigt“, erklärt Wolfgang. Ist das die Ursache für übermäßiges Spiel, muss ein neuer Vergaser her. Die Düsennadel verschleißt bei ungefilterter Luft ebenfalls rascher, da sie im unmittelbaren Gasstrom liegt. Also stets auch Düsennadel und Düsenstock auf Abrieb kontrollieren. „Rost infolge langer Standzeiten kann die Schiebernadel ebenfalls zerstören“, weiß unser Motorrad-Profi. Verschlissene Düsennadeln lassen den Motor generell zu fett laufen, was sich in hohem Spritverbrauch und rußigen Zündkerzen äußert. Abhilfe schaffen nur eine neue Düsennadel und ein neuer Düsenstock.